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Reinhard Greulich im Gespräch mit Dr. Anna Punke-Dresen

Wer steckt hinter dieser neuen Rubrik und was möchte sie für einen Mehrwert bieten?

Portraits über Menschen im gemeinnützigen Bereich findet man auch an anderer Stelle. Wir erinnern uns zum Beispiel an die „Köpfe“ in der Stiftungsbeilage der Wochenzeitung DIE ZEIT. Mit dieser Rubrik „Mensch des Monats“ möchten wir Menschen hinter einer Führungsposition besser kennenlernen. Dafür hat Dr. Anna Punke-Dresen diese Rubrik ins Leben gerufen.


Anna Punke-Dresen ist selbst seit über 15 Jahren in diversen Funktionen und Kontexten sowohl ehrenamtlich als auch hauptamtlich im gemeinnützigen Sektor unterwegs - unter anderem als stellvertretende Leiterin des Kreises Junge Menschen und Stiftungen, Community Lead für MentorMe, Vorständin von Hamburger mit Herz e.V. und aktuell als Leitung Fundraising der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch.


Schreiben und gemeinnütziges Engagement sind die beiden Pfeiler, die ihren Werdegang prägen.

Mit dieser monatlichen Rubrik möchte sie einige spannende Personen aus ihrem Netzwerk in persönlichen Gesprächen fragen, wie und warum sie sich selbst im gemeinnützigen Bereich engagieren. Welche Ehrenämter werden zusätzlich zum Hauptamt gepflegt? Was treibt sie dazu an? Was bedeutet Engagement für sie und welche Learnings und Botschaften bringt das für sie mit?

 
Carola von Peinen

Reinhard Greulich ist zuständig im Vorstand des Deutschen Fundraising Verbands (DFRV) in Berlin seit 2015 für die Finanzen. Außerdem ist er seit 32 Jahren im Fundraising tätig, aktuell als Stiftungsreferent der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmale (KiBa)







 

Lieber Herr Greulich, ich möchte in dieser Rubrik jedem*r Interviewpartner*in die gleiche Einstiegsfrage stellen: Wann und wo haben Sie sich zum allerersten Mal ehrenamtlich engagiert?


Ich war in der offenen kirchlichen Jugendarbeit aktiv engagiert, seit ich 15 Jahre alt war. Das lag natürlich auch an meinem Freundeskreis, dort hatten wir eben gemeinsame Interessen, denen wir unter Einsatz unserer Freizeit nachgingen. Daneben aber wurde ich in dieser Zeit auch Mitglied in anderen Vereinen, wie dem Deutschen Eisenbahn-Verein, einem Kleinbahnmuseum in der Nähe von Hoya und dem Hannoverschen Straßenbahnmuseum. Beide Vereine bzw. deren Nachfolger gibt es bis heute und ich bin auch immer noch Mitglied. Auch hier waren es gemeinsame Interessen mit Freunden.


Sie sind studierter Lehrer, wie sind Sie in den Kirchenbereich gekommen und wie zum Fundraising?


Meine sehr frühen Verbindungen zur Kirche habe ich ja schon genannt. Hier war es aber auch ein sehr überzeugender Religionslehrer, der dabei mitspielte. Ins Lehramt bin ich nicht auf direkter Linie gekommen, am Anfang lagen vier Semester Studium der Evangelischen Theologie in Berlin und Göttingen, dann aber das Lehramtsstudium in Hannover mit Evangelischer Religion und Werken als Hauptfächer – da ich auch ein handwerklicher Mensch bin, erschien mit dies als eine gute Kombination.

Zu jener Zeit wurden praktisch keine Lehrer*innen eingestellt, deshalb stand nach dem 2. Staatsexamen eine Neuorientierung an. Ich kam auf diesem Weg zur Diakonie, habe dort Archivbestände gesichtet und geordnet und dabei auch bei der Bewältigung von NS-Vergangenheit geholfen. So fand ich dann zur hauptamtlichen Öffentlichkeitsarbeit und habe dies aus eigener Initiative um das Fundraising erweitert.


Sie sind seit einigen Jahren im Vorstand des Deutschen Fundraising Verbands tätig und leiten u.a. auch die Fachgruppe kirchliches Fundraising. Wie haben Sie die Entwicklungen des DFRV der letzten Jahre miterlebt und welche Themen beschäftigen den Verband zurzeit?


Ich erkenne hier eine immer stärkere fachliche Profilierung, auch schon bevor ich in den Vorstand ging. Auch wenn der Verband von Anfang an als Berufsverband auf Professionalisierung orientiert war, ist die inhaltliche Basis durch die Erweiterung auf Organisationen wesentlich breiter geworden.


Worüber spricht die Fundraisingbranche in diesem Winter?


Natürlich sprechen alle über die Auswirkungen der aktuellen Krisen, das war beim Deutschen Fundraisingkongress in Berlin und auch beim Österreichischen Fundraisingkongress in Wien, den ich auch besucht habe, völlig unübersehbar. Vermutlich auch beim Stiftungstag, den ich aber nicht besucht habe. Interessant ist, dass es noch gar keine konkreten Auswirkungen gibt, jedenfalls bis heute nicht. Ich habe das gerade einmal für die Stiftung KiBa ausgewertet und auch Kolleg*innen machen zumindest derzeit die gleichen Erfahrungen.


Werden sich die vermehrten Kirchenaustritte und die Verunsicherungen der Energiekrise auch auf die Spendenkampagnen vor Weihnachten dieses Jahres auswirken?


Ich rechne fest damit, dass die Verunsicherungen durch die Energiekrise noch im Fundraising ankommen werden, auch wenn das jetzt noch nicht zu bemerken ist. Für die Kirchen ist natürlich der Mitgliederverlust ein Alarmzeichen – hier wird man sehr viel stärker auf die Mitgliederbindung setzen müssen, als das offenbar weithin passiert. Ich könnte mir als „Normal-Fundraiser“ jedenfalls einen jährlichen Verlust von Dauerspendern in zweistelliger Prozentzahl nicht sehr lange leisten und würde sehr schnell nach Gegenmaßnahmen suchen.


Wenn man für den kirchlichen Bereich Fundraising macht, gibt es Strategien, die sich von anderen Bereichen unterscheiden? Gibt es für die Kommunikation in diesem Bereich etwas Spezielles zu beachten?


Man muss vielleicht dazu wissen, dass kirchlicher Denkmalschutz nicht unbedingt typisch ist für kirchliches Fundraising. Wir wissen aus mehreren Befragungen, dass wir zwar rund zwei Drittel Unterstützende haben, die sich selbst als kirchlich oder kirchennah einordnen, aber wir verwenden in unserer Werbung nur wenige Elemente von kirchlichem oder konfessionellem Profil. Natürlich sprechen die Kirchen als Gebäude, für die wir uns einsetzen, da schon für sich, aber auch Menschen, die sich eher als heimat- oder kulturverbunden einschätzen, unterstützen das.

 

Und zum Schluss – 3 Fragen in je einem Satz:


Welches Buch haben Sie bzgl. Ehrenamt/ Engagement oder auch den Feldern, in denen Sie sich engagieren, gelesen, das Sie nachhaltig beeindruckt hat?

Dale Carnegie: Wie man Freunde gewinnt


Wenn Sie einen Wunsch für den gemeinnützigen Sektor frei hätten, welcher wäre das?

Mehr als die knapp 20 Prozent Menschen, die es bisher tun, davon überzeugen, dass Gutes tun immer auch einen Ertrag hat, der den Einsatz übersteigt.


Was möchtest Sie unseren Leser*innen mit auf den Weg geben? Was ist Ihr Credo?

Noch einmal Dale Carnegie: Sorge dich nicht – lebe!

 
Carola von Peinen

Reinhard Greulich

Stiftungsreferent

Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmale

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