Fundraising 2025: Chancen nutzen, statt Krisen fürchten!
- jschumacher84
- 1. Okt.
- 6 Min. Lesezeit
Daten & Trends aus der Digitalen Fundraising Studie 2025 helfen!
Das Spendenhoch in der Weihnachtszeit bringt Non-Profit-Organisationen meist über ein
Viertel ihres jährlichen Online-Gesamtspendenvolumens ein: 15,7 % im Dezember 2024 und
10,6 % im November 2024 (Quelle: RaiseNow Fundraising Studie 2025). Zugleich bedeutet
das aber auch, dass der weitaus größere Teil der Spenden im restlichen Jahr generiert wird.
Eine erfolgreiche End-of-Year-Kampagne kann deshalb nur dann ihre volle Wirkung entfalten, wenn sie in eine ganzheitliche Fundraising-Strategie eingebettet ist und sich an aktuelle Herausforderungen anpasst. Wie NPOs den größten aktuellen Herausforderungen im Fundraising begegnen können, zeigt die RaiseNow Fundraising Studie 2025 – vorgestellt und eingeordnet von Marco Zaugg, CEO und Gründer von RaiseNow.
„Was ist die größte Herausforderung für deine Organisation im Fundraising?“ - Das haben wir ausgewählte Organisationen gefragt und die Antworten waren klar: Viele NPOs kämpfen mit finanziellem Druck und Kosten, etwa durch begrenzte Ressourcen, wirtschaftliche Unsicherheit und hohe Transaktionsgebühren. Gleichzeitig bleibt die Gewinnung neuer Spender:innen ein zentrales Thema, ebenso wie die langfristige Bindung und das aktive Engagement der Unterstützer:innen. Doch was nützt die reine Dokumentation von Herausforderungen, wenn sie keine Lösungen liefert? Genau deshalb bietet RaiseNow mit der Digitalen Fundraising Studie 2025 konkrete Daten und zeigt auf, wie Organisationen aktuelle Herausforderungen besser meistern können, indem sie auf zentrale Stellschrauben achten.
Das ist die Digitale Fundraising Studie 2025
Die Fundraising Studie 2025 liefert in sechs datenbasierten Kapiteln die zentralen Zahlen für Fundraiser:innen: von durchschnittlichen Spendenbeträgen über saisonale Dynamiken bis hin zu den bevorzugten Zahlungsmethoden. Grundlage der Analyse sind reale Transaktionsdaten von über 7.000 Non-Profit-Organisationen, die einen einzigartigen Überblick über das digitale Spendenverhalten in der DACH-Region ermöglichen. Ergänzt werden die Zahlen durch Einschätzungen führender Expert:innen, darunter das Schweizerische Rote Kreuz, UNICEF Austria und Helvetas. So verbinden sich Branchenerfahrung und Fachwissen mit konkreten Handlungsempfehlungen.
Herausforderung I: Finanzen und Ressourcen
Viele NPOs stehen unter erheblichem finanziellen Druck. Begrenzte Ressourcen, steigende Gebühren und wirtschaftliche Unsicherheiten bestimmen ihren Alltag. Der Blick in die Daten zeigt, dass diese Sorgen berechtigt sind, aber zugleich auch Anlass zu vorsichtigem Optimismus bieten.
Die Studie belegt, dass das Online-Gesamtspendenvolumen 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 12 % gestiegen ist. Im Jahresdurchschnitt wuchs es von CHF 23.4k (EUR 24.6k) auf CHF 26.1k (EUR 27.4k). Noch deutlicher war die Zunahme bei der Anzahl der Transaktionen: Sie stieg um 29 % gegenüber 2023 und zwar über alle Organisationsgrößen hinweg. Gleichzeitig zeigt sich jedoch eine andere Entwicklung: Die durchschnittliche Spende sank um CHF 5.3 auf CHF 33.5 (EUR 31.8), was einem Rückgang von 13,7 % entspricht. Besonders betroffen sind große Organisationen*
, die sowohl beim durchschnittlichen Betrag als auch beim gesamten Spendenvolumen deutliche Rückgänge hinnehmen mussten. Mittlere und kleine Organisationen blieben vergleichsweise stabil, was sich vermutlich durch ihre stärkere lokale Verankerung und emotionale Nähe erklären lässt.

Für die Praxis bedeutet das: Die Spendenden geben nicht generell weniger, aber sie geben kleiner und vorsichtiger. Große Organisationen spüren diese Entwicklung als Erste, weil ihr Spenden-Mix anfälliger für Rückgänge bei Großspenden ist. Kleine und mittlere Organisationen bleiben stabiler. Ein Beleg für die Kraft lokaler Nähe und wiederkehrender Unterstützung. Das digitale Spendenverhalten verändert sich also: Es wird spontaner, niedrigschwelliger und stärker auf Wiederholung ausgelegt. Besonders mobile Zahlungen über TWINT oder PayPal erleichtern kleinere Beträge und fördern so eine höhere Spendenfrequenz. Mehr dazu bei Herausforderung II. Für Fundraiser:innen heißt das, dass jede Spende zählt und eine breite Präsenz über verschiedene Kanäle entscheidend ist.
Organisationen müssen ihre Unterstützer:innen gezielt begeistern, kontinuierlich testen und auch die vorgeschlagenen Spendensummen immer wieder optimieren.
Herausforderung II: Neue Spender:innen finden
Die Gewinnung neuer Spender:innen bleibt für viele Organisationen eine der größten Aufgaben. Dabei zeigt sich klar, dass sich das Spendenverhalten zunehmend dem digitalen Raum anpasst. NPOs müssen darauf reagieren!
Die Studie macht deutlich: Mehr als die Hälfte aller Online-Spenden (53,8 %) kam 2024 über mobile Endgeräte zustande. Der Anteil mobiler Endgeräte bei Online-Spenden stieg von 48,8 % (2023) auf 53,8 % (2024). Mit dem zunehmenden Mobil-Fokus nahm die Nutzung von Desktop-Geräten von 14,0 % auf 11,2 % ab. Die zunehmende Dominanz von Spenden über mobile Geräte hängt damit zusammen, dass mobile Spenden häufiger spontan und unterwegs stattfinden. Social Media, QR-Code und TWINT (Schweiz) tragen auch ihren Anteil dazu bei. Interessant ist zudem, dass die mobile Nutzung bei steigenden Beträgen spürbar abnimmt. Bei Spenden über CHF 100 (EUR 105) liegt der niedrigste Mobil-Anteil bei 34,6 %. In dieser höchsten Kategorie ist die Desktop-Nutzung am stärksten.

Auch die Wahl der Zahlungsmethode spiegelt dieses Verhalten wider. In der Schweiz dominiert TWINT mit 68,1 % des gesamten Spendenvolumens in CHF, besonders stark bei kleinen, mobilen Spenden. Im Euro-Raum liegt PayPal mit 40,3 % an der Spitze, ebenfalls vor allem bei kleineren, spontanen Beträgen. Langsamere und aufwändigere Methoden wie SEPA oder Kreditkarte werden nach wie vor bei höheren Summen genutzt, verlieren aber an Dominanz. Der Grund ist auch hier klar: Spontanität zählt. Viele Spenden passieren direkt aus dem Moment heraus. Mobile Nutzung wächst kontinuierlich, und schnelle, einfache Zahlungsmethoden wie TWINT, PayPal oder Apple und Google Pay sind für diesen Kontext optimiert. Die Hürden sind niedrig, weil kein Einloggen, keine IBAN und kein Kartenlesen erforderlich ist.
Für die Praxis bedeutet das: Die finale Konversion neuer Spender:innen hängt entscheidend von Zahlungsmethoden und Endgerät ab. Spenden muss einfach sein. Organisationen sollten ihre Formulare kritisch prüfen und nur sinnvolle Daten abfragen, da komplexe Prozesse schnell zu Abbrüchen führen. Wichtig ist auch, eine Vielfalt an Zahlungsmethoden anzubieten. Vielfalt ist hier das Stichwort.. Und schließlich gilt: Mobile-Ready ist Pflicht. Eine schnelle, unkomplizierte Nutzererfahrung entscheidet am Ende darüber, ob eine Spende wirklich ausgelöst wird. Der Vergleich der Spendenabwicklung mit den Abläufen beim Online-Shopping kann helfen, die Dringlichkeit der Thematik zu begreifen.
Herausforderung III: Spender:innenbindung
Langfristige Beziehungen und die Loyalität von Unterstützer:innen sind für Non-Profit-Organisationen unverzichtbar. Doch die Praxis zeigt, dass Bindung schwer umzusetzen ist. Die Daten bestätigen genau diese Erfahrung. Wiederkehrende Spenden machten 2024 insgesamt 8,6 %t des Online-Gesamtspendenvolumens aus. Vergleicht man die Organisationen nach Größe, wird das Bild aussagekräftiger: Große Organisationen verzeichnen einen höheren Anteil wiederkehrender Spenden: 2024 lag dieser Anteil bei 11,5 % ihres Gesamtspendenvolumens. Dieser Trend spiegelt ihre Fähigkeit wider, langfristige Spender:innenbeziehungen aufzubauen und technische Funktionen zu nutzen, etwa individuell anpassbare Spendenformulare, die wiederkehrendes Spenden erleichtern und
fördern. Im Gegensatz dazu ist der Anteil bei kleinen und mittleren Organisationen sogar leicht gesunken – auf 1,7 % bei mittleren und 0,4 % bei kleinen Organisationen. Kleinere und mittlere Organisationen sind also deutlich stärker auf einmalige Spenden angewiesen, wodurch ihre Einnahmen weniger stabil und planbar sind.

Für die Praxis bedeutet das: Wiederkehrende Spenden sichern planbare Einnahmen und sollten aktiv gefördert werden, z.B. über Automations und Donor-Journeys. Langfristige Bindung basiert aber nicht nur auf technischen Einstellungen, sondern auch auf Vertrauen. Organisationen müssen daher mit authentischem Storytelling zeigen, was sie bewirken und in ihrem Auftreten konsistent und ehrlich bleiben.
Ein zweiter Faktor für Bindung sind saisonale Dynamiken. Dezember (15,7 %) und November (10,6 %) sind die stärksten Monate im digitalen Fundraising. Große Organisationen profitieren hiervon überproportional, da sie mit geplanten End-of-Year-Kampagnen, höherem Medienbudget, größerer Reichweite und stärkerer Markenbekanntheit gezielt auf diese Monate hinarbeiten. Sie können das emotionale Momentum rund um Weihnachten systematisch nutzen, durch Storytelling, Reminder und
gezielte Segmentierung. Gerade kleine Organisationen nutzen dieses Potenzial oft noch nicht. Für kleine und mittlere Organisationen sollten die Zahlen deshalb kein Grund sein, dasJahresendgeschäft entmutigt aufzugeben, sondern vielmehr ein Ansporn, Kampagnen zu starten und mutig zu sein.
Fazit: Der Blick nach vorne
Trotz aller Herausforderungen blickt der Sektor positiv in die Zukunft. Viele Fundraiser:innen bewerten ihre Erfolgsaussichten optimistisch: Im Durchschnitt vergaben die befragten Organisationen 4,1 von 6 möglichen Punkten, wenn es um ihre Fundraising-Ziele für 2025 geht.
Trends, die in den kommenden Jahren besonders wichtig sein werden, sind eindeutig erkennbar. Die wichtigsten Trends laut der befragten Organisationen sind:
Digitales Fundraising: Online-Kampagnen, digitale Spenden und fortschreitende Digitalisierung
Künstliche Intelligenz & Automatisierung: Einsatz von KI für Datenanalyse, Personalisierung und Effizienzsteigerung
Schnelle und vereinfachte Spendenprozesse: Fokus auf TWINT, bargeldlose Zahlungen und reibungslose Nutzererlebnisse
Vermächtnis- & Großspenden-Fundraising: Wachsende Bedeutung von langfristigen Beziehungen und geplanter Nachlassspende
Social Media & Kommunikation: Digitale Kanäle und emotionales Storytelling zur Ansprache von Unterstützer:innen
Die Ergebnisse der Fundraising Studie 2025 zeigen also deutlich: Herausforderungen bestehen, doch sie sind auch Chancen. Wer flexibel bleibt, Strategien anpasst und Dynamiken aktiv für sich nutzt, kann sein Fundraising nicht nur stabilisieren, sondern zukunftsfähig machen.
Mehr Einblicke gibt es direkt in der Studie!
*Die 7.194 berücksichtigten Organisationen wurden in drei Gruppen eingeteilt – basierend
auf ihrem kombinierten Spendenvolumen der Jahre 2023 und 2024:
Kleine Organisationen: Weniger als 20k Spendenvolumen in 2023 und 2024 66,1 %
der Organisationen
Mittlere Organisationen: Zwischen 20k und 50k Spendenvolumen in 2023 und 2024
22,4 % der Organisationen
Große Organisationen: Mehr als 50k Spendenvolumen in 2023 und 2024 11,4 %
der Organisationen

Marco Zaugg
CEO RaiseNow