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Sparen war gestern: Warum Kultur sich rechnet...

  • jschumacher84
  • 13. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit

Von Dr. Anna Punke-Dresen

Nico Reis

Anna Punke-Dresen ist auf neues-stiften.de für die Rubrik „Mensch des Monats“ verantwortlich, dort stellt sie spannende Personen aus dem gemeinnützigen Bereich und die Menschen hinter einer Führungsposition vor. Darüber hinaus möchte sie nun einmal pro Quartal einen Einblick in aktuelle Fragestellungen rund um Kulturförderung in Deutschland geben. Anna Punke-Dresen ist selbst seit über 15 Jahren in diversen Funktionen und Kontexten sowohl ehrenamtlich als auch hauptamtlich im gemeinnützigen Sektor unterwegs - unter anderem als stellvertretende Leiterin des Kreises Junge Menschen und Stiftungen, Vorständin des Vereins Hamburger mit Herz e.V. und aktuell als Leitung Engagement & Partnerschaften der Hamburger Kunsthalle.

Foto: privat

Der Begriff Kulturförderung ist für Leser*innen von außerhalb des Kultur- oder gemeinnützigen Bereichs ein recht schwer greifbarer Begriff. Was genau, fragt sich vielleicht auch gerade jetzt jemand, ist denn damit gemeint? Kurz gesagt: es geht um die Finanzierung des Kultursektors, was sich in heutiger Zeit oft für Kulturprojekte oder Kulturorganisationen als ein Finanzierungsmix aus öffentlichen Mitteln, privaten Geldern und weiterer Förderung von z.B. Stiftungen oder Unternehmen zusammensetzt – natürlich ähnlich wie in anderen Förderbereichen.


Zwischen Spardruck und Förderbedarf

Aufgrund knapper öffentlicher Haushalte oder finanzieller Sparmaßnahmen wird die Mischung verschiedener Geldquellen immer wichtiger. Und gleichzeitig natürlich auch die Forderung von Seiten der öffentlichen Hand lauter: man müsse doch hier und dort noch mehr sparen. Damit schaffte es der Begriff Kulturförderung in diesem Jahr auch vermehrt in die Tagesschau, als es beispielsweise in Berlin aufgrund millionenschwerer Kürzungen von Kulturetats viel Aufruf diesbezüglich gab, worauf ich an dieser Stelle aber nicht näher eingehen möchte.


Neue Studie zeigt ökonomischen Nutzen

Eine Studie hat nun im Sommer das Gegenteil, nämlich den Mehrwert von Investitionen in den Kulturbereich betont. Dabei geht es zwar im speziellen um Museen, die Ergebnisse lassen sich aber auch wunderbar argumentativ auf andere Kultursparten übertragen.

Die Studie des Instituts für Museumsforschung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (IfM) untersucht systematisch den ökonomischen Fußabdruck der Museen in Deutschland und schafft damit wertvolle Klarheit über die gesellschaftliche Relevanz, in diesem Fall im speziellen von Museen. Dabei wurden sowohl soziokulturelle als auch ökonomische Aspekte berücksichtigt und der Fokus vor allem auf die ökonomischen und touristischen Effekte von Museen gerichtet.

Eines der wichtigsten Ergebnisse ist dabei: „Museen sind wichtige wirtschaftliche Standortfaktoren. Jeder von der öffentlichen Hand in Museen investierte Euro ermöglicht eine Wertschöpfung von 1,70 Euro und trägt dazu bei, dass über touristische Ausgaben weitere 2,40 Euro an Wertschöpfung entstehen.“

Wenn man das so liest, kann man sich als Leser*in also zurecht fragen: Lohnt sich Kulturförderung etwa? Die Antwort ist ja, denn die genannte Studie legt deutlich nahe: Einsparungen könnten ein Fehler sein. Berlin ist zurzeit am meisten in der Presse, wenn es darüber hitzige Diskussionen gibt, wieviele Millionen in welchen Bereichen eingespart werden müssen, weitere Hauptstädte wie München ebenso.Laut des Instituts für Museumsforschung bringen Museen aber mehr Geld in die Wirtschaft, als sie die öffentliche Hand kosten. Trotz der hohen Fixkosten eines Museums beispielsweise – durch hohe Mietkosten, viel Personal und Ausstattung – tragen diese laut der Studie einen deutlichen Mehrwert zum Bruttoinlandsprodukt bei.


Kultur als Standortfaktor

Neben Museen gibt es natürlich noch viele andere Kulturorte, die für ein kulturelles Leben in einer Stadt und auch den Tourismus eine große Rolle spielen: Konzerthäuser, Theater, Musicalstätten, Bücherhallen und so weiter. Würde man die Studie aktuell also auch auf andere Kultursparten ausweiten, kann man wahrscheinlich davon ausgehen, dass der wirtschaftliche Mehrwert auch dort zu finden ist.

Aber nicht nur für Touristen sind Kulturangebote wichtige Anreize und Magneten, auch Unternehmensverbände sehen in Museen oder eben auch Kulturangebote im allgemeinen einen wichtigen wirtschaftlichen Faktor. Weitergedacht kann man sich gut vorstellen, dass sich Fachkräfte bei der Berufs- und Standortwahl nicht nur überlegen, wo sie eine schöne und bezahlbare Wohnung finden, ob es eine gute Anbindung für die Fahrt zur Arbeit gibt, oder ob der Person das Stadtbild gefällt, sondern auch attraktive Freizeitangebote wie Sport oder auch Kultur spielen eine große Rolle. Auch dies bestätigt die Studie exemplarisch für den Museumsbereich.


Fazit: Kulturförderung zahlt sich aus!

Man kann also mit dieser Studie in Zeiten des Ringens um Kulturförderung einmal ein klein wenig aufatmen und sich freuen, dass dort schwarz auf weiß steht, dass sich Ausgaben für Kultur eben doch auf jeden Fall lohnen – auch wenn diese Studie sich explizit auf den Museumssektor bezieht. Und tollerweise geht es in der Studie nicht nur um Geld und Wertschöpfung, sondern auch um weitere Mehrwerte: Museen tragen auch zum öffentlichen Diskurs bei, sie wirken in eine Gesellschaft hinein. Und das ist in der aktuellen Weltlage wichtiger denn je.



Stephanie Reuter

Anna Punke-Dresen

Autorin neues stiften und NGO-Expertin


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