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Nachlassfundraising: Warum geht so wenig Geld in den dritten Sektor?

Von Andreas Schiemenz


Das Thema Nachlassfundraising oder Erbschaftsmarketing ist ein wichtiges Segment im Spendenwesen der gemeinnützigen Organisationen. Schon seit vielen Jahr ist alle interessierten Personen klar, dass im Bereich Nachlässe hohe Beträge für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung gestellt werden.


Tatsächlich sind die Zahlen sehr beeindruckend. Über 102 Milliarden Euro werden jährlich in Deutschland vererbt. Über 20 Millionen Menschen in Deutschland werden 2030 über 65 Jahre sein. Eine nie dagewesene Menge am potenziellen Erblasserinnen und Erblasser.


Zeit für einen Wechsel? Oder immer noch dieselbe alte Leier? 30 Prozent des weltweiten Vermögens wird in den nächsten Jahren an die NextGEn übergeben.

Quelle: Sinngeber


Große Vermögen wechseln den Besitzer


Doch nicht allein durch Erbschaften werden hohe Vermögen weitergereicht. Vier Prozent aller Familienunternehmen werden jährlich übergeben, was etwa 120.000 Unternehmen sind. Weltweit, so sagen internationale Studien werden 30 % des Vermögens an die nächste Generation übergeben.

 

Beeindruckende Zahlen, welche von den gemeinnützigen Organisationen zum Anlass genommen werden, sich verstärkt mit dem Nachlassfundraising zu beschäftigen. Und das zu Recht, denn trotz aller bisherigen Erfolge ist das zur Verfügung stehende Volumen noch nicht in relevanter Höhe in die Zivilgesellschaft übertragen worden.

 

Denn aus diesem Volumen werden etwa 300 Millionen Euro an gemeinnützige Organisationen in Deutschland vererbt. Eine schöne Zahl, jedoch gemessen an den gut 5 Milliarden Euro, die von Normalspendenden zur Verfügung gestellt, nur ein kleine Beigabe von 6 Prozent. Gemessen an den 102 Milliarden Euro sind es sogar nur 0,3 % der vererbten Vermögen.


Was bleibt übrigen von den Rekord-Vermögen?

 

Rund 300 Millionen werden Gemeinnützige vererbt.

Quelle: Sinngeber


Offensichtlich kommt nur wenig von den privaten Vermögen in der Zivilgesellschaft an. Das hat verschiedene Gründe, insbesondere der Bereich Impact Investing wächst kontinuierlich und hat die reine Philanthropie längst überholt. Im letzten Jahr waren es immerhin 38,9 Milliarden Euro, die in Deutschland in Impact Investing investiert wurden, also deutlich mehr als das Dreifache des gesamten Fundraisingvolumen in Deutschland von schätzungsweise 12 Milliarden Euro.

So sieht die Potenzialbetrachtung des Deutschen Fundraising Verbandes für die Zukunft aus.


Fazit und Empfehlung


Es gibt noch ungehobene Potenziale im Fundraisingmarkt. Denn nur ein kleiner Teil der Vermögen findet den Weg in die Zivilgesellschaft. Da der Wettbewerb um Normalspenden immer größer wird und die Spenderschaft immer älter, ist eine Umorientierung auf die Gebergruppe Philanthropie ratsam. Insbesondere die Erbengeneration sollte recht frühzeitig in Kontakt mit gemeinnützigen Akteuren kommen. 


Andreas Schiemenz ist seit 2017 Geschäftsführer bei der Schomerus – Beratung für gesellschaftliches Engagement GmbH, für die Strategieberatung für gemeinnützige Vereine, Organisationen, Stiftungen und Verbände sowie Philanthropie Beratung für Unternehmer und vermögende Privatpersonen zuständig. Vorher war er bei der HSH Nordbank AG für den Bereich Philanthropie & Stiftungen verantwortlich. Der Volkswirt und Fundraiser aus Leidenschaft verfügt über 40 Jahre Erfahrungen in NPOs, Stiftungen und Unternehmen mit gesellschaftlichem Engagement. Im Herbst 2015 hat er das Vertriebshandbuch für Fundraiser: „Das persönliche Gespräch: Fundraising durch Überzeugung“ bei Springer Gabler veröffentlicht.



 







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