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Kathrin Hartkopf im Gespräch mit Dr. Anna Punke-Dresen

Aktualisiert: 2. Apr.

Wer steckt hinter dieser neuen Rubrik und was möchte sie für einen Mehrwert bieten?

Portraits über Menschen im gemeinnützigen Bereich findet man auch an anderer Stelle. Wir erinnern uns zum Beispiel an die „Köpfe“ in der Stiftungsbeilage der Wochenzeitung DIE ZEIT. Mit dieser Rubrik „Mensch des Monats“ möchten wir Menschen hinter einer Führungsposition besser kennenlernen. Dafür hat Dr. Anna Punke-Dresen diese Rubrik ins Leben gerufen.


Anna Punke-Dresen ist selbst seit über 15 Jahren in diversen Funktionen und Kontexten sowohl ehrenamtlich als auch hauptamtlich im gemeinnützigen Sektor unterwegs - unter anderem als stellvertretende Leiterin des Kreises Junge Menschen und Stiftungen, Community Lead für MentorMe, Vorständin von Hamburger mit Herz e.V. und seit 2023 Leitung Fundraising der Abteilung Engagement & Partnerschaften bei der Hamburger Kunsthalle in Doppelspitze.


Schreiben und gemeinnütziges Engagement sind die beiden Pfeiler, die ihren Werdegang prägen.

Mit dieser monatlichen Rubrik möchte sie einige spannende Personen aus ihrem Netzwerk in persönlichen Gesprächen fragen, wie und warum sie sich selbst im gemeinnützigen Bereich engagieren. Welche Ehrenämter werden zusätzlich zum Hauptamt gepflegt? Was treibt sie dazu an? Was bedeutet Engagement für sie und welche Learnings und Botschaften bringt das für sie mit?

Carola von Peinen
Kathrin Hartkopf ist noch Vorständin assoziierte Stiftungen der Stiftung Hilfe mit Plan. Fotos: Plan International

Kathrin Hartkopf ist Direktorin und Vorständin assoziierte Stiftungen der Stiftung Hilfe mit Plan, war davor Geschäftsführung und Sprecherin der Geschäftsführung Plan International Deutschland e.V., zudem Geschäftsführung der Stiftung Hilfe mit Plan und Abteilungsleitung Stiftung Hilfe mit Plan als Stabstelle des Vorstandes. Vorher leitete sie den Lizenzbereiches der Greenpeace Media GmbH, einer Tochter der Umweltschutzorganisation Greenpeace Deutschland e.V. Sie hat vier Kinder und wurde in Stuttgart geboren.

Liebe Kathrin, ich möchte in dieser Rubrik jedem*r Interviewpartner*in die gleiche Einstiegsfrage stellen: Wann und wo hast Du Dich zum allerersten Mal ehrenamtlich engagiert? Wie kamst Du dazu und was war Deine Motivation dahinter?


Mit 17 Jahren habe ich meinen Vater auf eine Projektreise nach Peru begleitet. Er hat dort über indigene Bauweisen promoviert. Auf dem zentralen Platz in Cusco hat mir ein junges Mädchen (ungefähr in meinem Alter) ihr Baby in die Arme legen wollen, mit der Bitte, mich um das Neugeborene zu kümmern. Sie selbst sei nicht in der Lage. Diese Begegnung hat mir sehr deutlich gemacht, in welch privilegierter Situation ich leben darf und wie ungerecht das Leben insbesondere für Kinder und Frauen sein kann. Ich entschloss mich also mit 17 in den gemeinnützigen Sektor zu gehen.

Sehr schnell habe ich nach dem ersten Studium das hauptamtliche Engagement gesucht und durch dieses fördere ich bis heute ehrenamtliches Engagement in vielfältiger Weise.

  

Du hast in fast dreißig Jahren im NGO Sektor beruflich bislang sehr viele Hüte aufgehabt. Was sind bisher Deine wichtigsten Stationen und die wichtigsten Erfahrungen in Deinem beruflichen Schaffen?


Prägend war bereits mein Studium der Ethnologie in den USA und mein wirtschaftliches Studium mit dem Abschluss des MbA in Süddeutschland - diese Kombination ermöglichte mir den Einstieg bei Greenpeace Deutschland und 2005 dann bei Plan International. Parallel zur Einarbeitung in der Organisation erhielt ich  bei Plan die Möglichkeit den Abschluss Stiftungsmanager an der European Business School zu absolvieren und später den Großspendenfundraiser beim Major Giving Institute.

Warum war das so wichtig und prägend - was sind die Learnings? Nie stehen bleiben, sich immer fortbilden und neugierig und offen bleiben. Die Netzwerke, die auch aus solchen Studiengängen und Weiterbildungen entstehen aktiv und dauerhaft nutzen.

Bei Plan International durfte ich von Anfang an spannende neue Formate der Großspenderbetreuung entwickeln: Reisen mit Unterstützer:innen in die Projektländer, Austauschformate mit internationalen Kolleg:innen und nicht zu vergessen Stiftungsveranstaltungen wie auf der Insel Mainau oder in der Elbphilharmonie. Hier ist das zentrale Learning immer die Interessen der Unterstützer:innen mit den Interessen der Betroffenen in den Projekten in Einklang zu bringen - denn das ist die Grundlage für nachhaltigen Erfolg und für Vertrauen in die Arbeit der Organisation, diese ist natürlich mit dem Vertrauen in meine Person eng verknüpft.

Berufliches Highlight war der Aufbau der Stiftungen bei Plan - als ich 2021 in die Geschäftsführung des Vereins wechselte, hinterließ ich ein schlagkräftiges Großspendenteam, 270 gegründete Stiftungen und ein Gesamtkapital von rund 67 Mio € und ganz besonders ein wunderbares Netzwerk von Unterstützer:innen.

Dieses Netzwerk durfte ich auch als Geschäftsführerin des e.V.´s weiter mitentwickeln und um viele internationale Kontakte in mehr als 75 Ländern weltweit erweitern. Welch Highlight war die internationale Schlagkraft der Organisation und das Netzwerk zu erleben. Kontakte die auch über das berufliche Engagement hinaus tragen.

 

Hast Du Downlights und Highlights, die Du mit unseren Leser*innen teilen möchtest?


Gerne fange ich mit einigen Highlights an: Da sind die vielen Begegnungen mit Menschen in den Projekten und Projektländern. Die Förderung von jungen Aktivist:innen, die Verbindung der Menschen unterschiedlicher Kulturen. Wirkliche und wahrhaftige Gespräche. Die Erkenntnis, dass wir fast überall auf der Welt insbesondere als Frauen ähnliche Sorgen und Nöte haben. Die Erkenntnis, dass Geld und Bildung zwar wichtig sind, aber die Verteilung auf der Welt sehr ungerecht ist. Professionelles Engagement ist mehr als notwendig, um die unfassbaren Ungerechtigkeiten auf der Erde zu lösen.

Natürlich gibt es auch Downlights, strukturelle Veränderungen in der Förderlandschaft z.B: hier sind aktuell die geradezu schockierenden Mittelkürzungen im öffentlichen Sektor weltweit zu nennen - bei gleichzeitig riesigem humanitären Bedarf. Die Not der Menschen, die ihre Situation nicht selbst beeinflussen können, ist unerträglich. Viele müssen in Kriegsgebieten ausharren, oder in Regionen die durch den Klimawandel unbewohnbar sind.

Die Bürokratie im gemeinnützigen Sektor und auch schwerfällige Strukturen in den großen Organisationen sind sehr hinderlich für die Wirksamkeit. Es sind jedoch viele Prozesse im Gang, die hoffentlich, zu einer Verbesserung im Sektor führen werden. Beschleunigt wird dies durch den Wettbewerb am Spendenmarkt und die bei den öffentlichen Gerbern.


Wie wichtig sind für Dich Kooperationen und Netzwerke?


Der fachliche Austausch mit Kolleg:innen national wie international, aber auch Netzwerke in Kanzleien oder im Stiftungsbereich. Eigentlich ist jeder Kontakt irgendwann eine Frage von Relevanz.


Welche Tipps hast Du fürs Netzwerken?


Es klingt einfach, ist es aber nicht. Sich selbst treu bleiben, transparent, ehrlich und verlässlich sein - klare Werte als Kompass haben. Nicht immer einen Gegenwert erwarten und was mir immer noch schwer fällt: Geduld haben.

Netzwerke müssen nachhaltig gepflegt werden.


Was bedeutet für Dich Erfolg? Und wie transportierst Du dies auch im Umgang mit Deinem Team und mit Unterstützer*innen?


Erfolg ist mehr als das Erreichen der Ziele. Natürlich sind Zahlen wichtig für die Messbarkeit. Mein persönlicher Erfolg ist es aber, wenn Menschen - wie Unterstützer:innen, Projektteil:nehmerinnen, Kolleg:innen - über viele Jahre mit mir und dem Team in Verbindung bleiben und der Kontakt sich immer weiter entwickelt.


Vor welchen Herausforderungen stehst Du aktuell?

 

Nach nahezu 20 Jahren bei Plan in verschiedenen Führungsrollen wende ich mich Neuem zu. Ich werde dem internationalen Philanthropiesektor erhalten bleiben. Weitere Förderbereiche außerhalb der humanitären Entwicklungshilfe werden hinzukommen. Ich bleibe offen für Neues und bin gespannt, welche neuen Herausforderungen mich finden werden.

Und zum Schluss: Drei Fragen & Antworten


Welches Buch hast Du bzgl. Ehrenamt oder Engagement gelesen, das Dich nachhaltig beeindruckt hat?

Das ist eine gute Frage: derzeit lese ich das Buch "The Person behind the giving" - interessante Cases über Philanthropen und Philanthropinnen. Eine aktuelle Buchempfehlung von euch.

 

Wenn Du einen Wunsch für den gemeinnützigen Sektor frei hättest, welcher wäre das?

Klare und professionelle Strukturen, Zusammenlegung von Organisationen und Stiftungen, um höhere Schlagkraft zu erhalten - wir haben zu viel Doppelstruktur, wir kreisen zu viel um uns selbst. Darüberhinaus: weniger Analysen und Bewertung, stattdessen Erfassen und Handeln - mutig und visionär.

 

Was möchtest Du unseren Leser*innen mit auf den Weg geben? Was ist Dein Credo?

Auf Augenhöhe mit den Projektbeteiligten arbeiten, die jungen Menschen in alle Maßnahmen einbinden. Und persönlich: Mit Herz, Hand und Verstand agieren - und sich von den weltweiten Entwicklungen auf keinen Fall entmutigen lassen. Veränderungen sind wichtig - im Kleinen, wie im Großen.

Carola von Peinen

Kathrin Hartkopf

Vorständin

assoziierte Stiftungen Hilfe mit Plan

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