Gamification: Wie sehen spielerische Ansätze zur Spendensteigerung aus?
- jschumacher84
- 14. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Apr.
Von Jörg Reschke

In dieser Rubrik erzählt unser Partner Jörg Reschke, bekannt als Digital Fundraising Experte, von Digitalisierung für gemeinnützige Organisationen. Er ist Autor des Buches "Online-Fundraising" und begleitet seit zwei Jahrzehnten Nonprofit-Organisationen bei digitalen Kommunikationsstrategien.
Foto: privat
Fundraising ist für viele gemeinnützige Organisationen eine zentrale Einnahmequelle. Doch klassischen Spendenkampagnen stoßen insbesondere im digitalen Raum oft an ihre Grenzen. In Zeiten von Informationsflut und wachsender Konkurrenz um Aufmerksamkeit sind die traditionellen Methoden der Spendenwerbung häufig nicht mehr ausreichend, um die nötige Beteiligung und Bindung zu erzielen. Hier setzt Gamification an. Die Integration spielerischer Elemente in Fundraising-Kampagnen kann nicht nur die Spendenbereitschaft erhöhen, sondern auch die Interaktion und das Involvement steigern.
Was ist Gamification?
Gamification bezeichnet den Einsatz spieltypischer Elemente in nicht-spielerischen Kontexten, um Motivation und Engagement zu fördern. Dazu gehören Mechanismen wie Punkte, Levels, Ranglisten, Belohnungen und Fortschrittsanzeigen, die normalerweise in Spielen verwendet werden, aber auch in anderen Bereichen zur Aktivierung von Teilnehmer:innen eingesetzt werden.
Das Ziel von Gamification ist es, ein Gefühl der Herausforderung, Belohnung und des Fortschritts zu erzeugen, das die Nutzer:innen zu bestimmten Handlungen – in diesem Fall zu Spenden – motiviert. Im Gegensatz zu Serious Games, bei denen das Spiel selbst im Vordergrund steht, dient Gamification als Instrument zur Steigerung der Motivation und Interaktion in bereits bestehenden Prozessen.
Warum Gamification auch im Fundraising funktioniert?
Gamification im Fundraising nutzt die psychologischen Prinzipien der Motivation und Belohnung. Durch spielerische Elemente können emotionale Anreize geschaffen werden, die die Spender:innen zu wiederholtem Engagement anregen. Menschen sind von Natur aus motiviert durch Belohnungssysteme, wie z. B. das Erreichen von Levels oder das Sammeln von Punkten. Diese Motivation kann dazu beitragen, die Verweildauer auf Spendenplattformen zu erhöhen und den Beteiligungsgrad zu steigern.
Besonders für jüngere Zielgruppen, die mit digitalen Spielen aufgewachsen sind, kann Gamification ein effektiver Weg sein, eine tiefere Verbindung zur Organisation und ihrem Anliegen herzustellen. Doch auch ältere Generationen sind nicht immun gegenüber der emotionalen Wirkung spielerischer Elemente – es geht weniger um das „Spiel“ als um das gesteigerte Gefühl der Wirksamkeit und des gemeinsamen Ziels.
So kann Gamification im Fundraising aussehen:
Gamification kann auf verschiedene Weise in Fundraising-Kampagnen integriert werden:
Progress Tracking, also die visuelle Darstellung des Fortschritts einer Kampagne (z. B. Spendenbarometer), motiviert dazu, weiter beizutragen, um das gemeinsame Ziel zu erreichen.
Eine Möglichkeit ist die Spenden-Challenge: Hier könnten Spender:innen ermutigt werden, ein bestimmtes Spendenziel zu erreichen, um ein Etappenziel freizuschalten – etwa das Steigern eines Fortschrittsbalkens oder das Freischalten eines besonderen „Levels“ mit exklusiven Belohnungen (z. B. Dankes-Anrufs eines Testimonials ab einer erreichten Höhe einer Anlassspenden-Aktion).
Team-Wettbewerbe sind ein weiteres spannendes Element: Gruppen von Spender:innen treten gemeinsam für eine gemeinsame Sache an und können sich in Ranglisten messen. Auch das Gegenteil funktioniert: Teams können dazu animiert werden "gegeneinander" für die gute Sache anzutreten und in ihrer Gruppe ein höheres Spendenergebnis zu erzielen.
Belohnungssysteme, etwa Spendenurkunden, digitale Badges oder spezielle Dankeschön-Stufen sind denkbar, die die Spender:innen-Bindung verstärken.
Zudem können Spenden-Games – kleine, einfache Spiele, bei denen das Ergebnis direkt mit einer Spende verknüpft ist – das Engagement der Nutzer:innen fördern. Nicht zu vergessen ist die Möglichkeit, durch Social Sharing mit Anreizen die Reichweite zu vergrößern: Wer die Kampagne teilt, erhält zusätzliche Boni oder Anerkennung, was die virale Verbreitung der Spendenaktion unterstützt.
Fazit
Gamification ist ein mächtiges Werkzeug, aber es muss sinnvoll und authentisch eingesetzt werden. Eine der wichtigsten Erfolgsfaktoren ist, dass die spielerischen Elemente zur Identität der Organisation und zu ihrer Mission passen. Ein zu „verspielter“ Ansatz könnte womöglich unprofessionell wirken und das Vertrauen der Spender:innen gefährden. Zudem sollte Gamification nicht überfordern – die Nutzung der Mechanismen muss intuitiv und einfach sein.
Es gilt, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Spaß und Informationsvermittlung zu finden. Transparenz ist ebenfalls von zentraler Bedeutung: Spender:innen müssen genau wissen, wie ihr Beitrag genutzt wird und wie der Fortschritt der Kampagne aussieht.
Grundsätzlich bietet Gamification eine enorme Chance, Fundraising-Kampagnen neu und wirkungsvoll zu gestalten. Es geht nicht nur darum, mehr Geld zu sammeln, sondern auch darum, eine tiefere Verbindung zu den Spender:innen aufzubauen und langfristige Beziehungen zu schaffen. Durch die Integration spielerischer Elemente können Interaktion und Involvement steigern. Wer Gamification geschickt einsetzt, schafft eine innovative, unterhaltsame und gleichzeitig wirkungsvolle Begegnung.
Bei inhaltlichen Fragen zu Digitalisierung im Nonprofit-Sektor erreichen Sie Jörg Reschke unter joerg.reschke@capgemini.com.

Jörg Reschke
Business Analyst und NGO-Experte