Vor Jahren schlugen die Vermögensverwalter der Banken noch die Hände über dem Kopf zusammen, wenn es um das Thema nachhaltiges Investieren ging. „Kein Mensch“, davon waren die Expertinnen und Experten überzeugt, „wird in grüne Produkte investieren“.
Die sogenannte Performance war zu schlecht, die Rendite zu gering und das Risiko zu hoch. Es gab so gut wie keine Auswahl nach nachhaltigen Investitionsformen und die wenigen Angebote, die es gab, waren gering im Volumen und hatten eine schlechtere Verzinsung als die „normalen“ Angebote.
Doch schon damals gab es Menschen, die an eine verantwortungsvolle Investition geglaubt haben. Im Bundesverband Deutscher Stiftungen wurde schon recht früh darüber diskutiert, warum die Stiftungen ihr Stiftungskapital nicht so anlegen, dass neben der Rendite für die Arbeit auch noch die eigenen Satzungszwecke unterstützt werden. Durch diese Diskussion mussten die Banken umdenken, die mit ihren Stiftungsfonds das Geld der Kunden angelegt haben. Denn auf einmal war es nicht mehr egal, welche Unternehmen durch einen Fonds unterstützt wurden. Und so selbstverständlich, wie Waffengeschäfte und Menschenhandel keine Rolle mehr in solchen Töpfen spielen durften, so selbstverständlich ist es heute, mit der Kapitalanlage auch nachhaltige Unternehmungen zu finanzieren.
Impact Investing ist auf dem Vormarsch und viele Akteure sehen in dieser Anlagephilosophie bereits den neuen Mainstream heraufziehen. Laut der Bundesinitiative Impact Investing hat sich in Deutschland der Markt mit erheblichen Wachstumsraten entwickelt. So hat die Bertelsmann Stiftung im Jahr 2015 ein Marktvolumen von 69 Mio. Euro ermittelt, 2018 waren es bereits 13 Mrd. Euro und im Jahr 2019 waren es 8,1 Mrd. Euro.
Der Trend zum Impact Investing ist ungebrochen und wird wohl auch in den kommenden Jahren kontinuierlich steigen. Dieses Wachstum folgt auch dem derzeitigen kontinuierlichen Anstieg der Vermögen und den damit verbundenen hohen Cash-Vermögen. Anlegende Menschen suchen für diese Vermögen Wege, um sich finanziell zu engagieren. Damit wird das Impact Investing Volumen kontinuierlich über dem Spendenniveau in Deutschland liegen, welches im letzten Jahr bei den Normalspendenden mit 5,5 Mrd. Euro angesetzt wurde. Ein Spendenvolumen, das stagniert und im Kern von den normalen Einkommen finanziert wird.
Kapital-Investing hingegen werden in der Regel nicht von normalen Einkommen realisiert, sondern im Kern von höheren Einkommen und Vermögenden. Die wesentlichen Investoren hierbei sind Stiftungen und Family Offices, also Institutionen, die hohe Beträge verwalten. Während die Normaleinkommen real an Vermögen verlieren, insofern sie überhaupt etwas sparen oder investieren können, steigen die Vermögen der Investoren kontinuierlich und dadurch geht sowohl die Einkommensschere als auch das gesellschaftliche Engagement weiter auseinander. Je vermögender eine Person ist, desto leichter ist es, gesellschaftlich relevante Themen zu unterstützen und damit auch Geld, also Rendite, zu verdienen. Mit dieser Gefahr gehen die gemeinnützigen, spendensammelnden Organisationen recht unterschiedlich um. Während sich die eine Gruppe weiterhin verstärkt an die Normaleinkommen als Spendende wendet, so versuchen andere Organisation mit interessanten Großspendenprojekte hohe Spendensumme von vermögenden Personen einzusammeln. Aber es gibt auch hier hybride Akteure, die beide Seiten bedienen. Heiko Seeger von der Hoffnungsträger Stiftung hat vor einigen Wochen im Podcast neues-stiften (Podcast #7 )von der Verknüpfung des klassischen Fundraising mit dem Impact Investing gesprochen. Für die Hoffnungsträger Häuser, in integratives, bezahlbares Wohnkonzept für Flüchtende, werden gezielt Investorinnen und Investoren angesprochen, die neben der Spende auch in Impact investieren wollen. Für Heiko Seeger ist das eine logische Fortsetzung in der Beziehung zwischen der Stiftung und den Großspendenden. Auch andere Stiftungen, Organisationen und Träger nutzen Impact Investing als Alternative zu den klassischen Bankfinanzierungen. Denn zum Ausbau der eigenen Aktivitäten, insbesondere bei Investitionen in Immobilien, sind die finanziellen Grenzen für die NGOs eng. Das eigene Kapital reicht nicht aus und zusätzliche finanzielle Mittel sind notwendig. Der Gang zur Bank, um mit Krediten diese Investitionen zu tätigen war in der Vergangenheit der übliche Weg. Impact Investing ist in diesem Fall für die Organisation eine spannende Alternative, in der auch die eigenen Spenderinnen und Spender eingebunden werden können. Gerade die Vermögenden und Hochvermögenden im Spendenbestand kennen Impact Investing und können neben der klassischen Großspenden hier mehrfach Gutes tun. Sie können weiterhin spenden, sie können investieren und mit der Rendite ihr Spendenvolumen weiter erhöhen. Das Fundraising der Zukunft könnte ein Funding sein, welches sowohl die Spendenden als auch die Investierenden Menschen anspricht. Dabei wird nicht immer die Spendenbescheinigung das emotionale und steuerliche „Renditezertifikat“ sein, sondern auch die Verzinsung und Tilgung des Impact Investing. Diese Kombination wird auch das Profil des Fundraising verändern.
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