Florian Klinkow im Gespräch mit Dr. Anna Punke-Dresen
- jschumacher84
- 6. Mai
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Mai
Wer steckt hinter dieser neuen Rubrik und was möchte sie für einen Mehrwert bieten?
Portraits über Menschen im gemeinnützigen Bereich findet man auch an anderer Stelle. Wir erinnern uns zum Beispiel an die „Köpfe“ in der Stiftungsbeilage der Wochenzeitung DIE ZEIT. Mit dieser Rubrik „Mensch des Monats“ möchten wir Menschen hinter einer Führungsposition besser kennenlernen. Dafür hat Dr. Anna Punke-Dresen diese Rubrik ins Leben gerufen.
Anna Punke-Dresen ist selbst seit über 15 Jahren in diversen Funktionen und Kontexten sowohl ehrenamtlich als auch hauptamtlich im gemeinnützigen Sektor unterwegs - unter anderem als stellvertretende Leiterin des Kreises Junge Menschen und Stiftungen, Community Lead für MentorMe, Vorständin von Hamburger mit Herz e.V. und seit 2023 Leitung Fundraising der Abteilung Engagement & Partnerschaften bei der Hamburger Kunsthalle in Doppelspitze.
Schreiben und gemeinnütziges Engagement sind die beiden Pfeiler, die ihren Werdegang prägen.
Mit dieser monatlichen Rubrik möchte sie einige spannende Personen aus ihrem Netzwerk in persönlichen Gesprächen fragen, wie und warum sie sich selbst im gemeinnützigen Bereich engagieren. Welche Ehrenämter werden zusätzlich zum Hauptamt gepflegt? Was treibt sie dazu an? Was bedeutet Engagement für sie und welche Learnings und Botschaften bringt das für sie mit?

Unser Mensch des Monats ist Florian Klinkow: Er leitet den Förderer-Service der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) und steht damit im Zentrum der Kommunikation mit über 200.000 Unterstützer:innen, die sich für den Erhalt historischer Bausubstanz in Deutschland engagieren. In seiner Rolle verantwortet Florian Klinkow die Betreuung der Fördernden und ist maßgeblich daran beteiligt, die Verbindung zwischen der Stiftung und ihren Unterstützern zu stärken. Sein Engagement trägt dazu bei, das Bewusstsein für den Denkmalschutz in der Gesellschaft zu fördern und die Mission der Stiftung erfolgreich umzusetzen.
Lieber Florian Klinkow, ich möchte in dieser Rubrik jedem*r Interviewpartner*in die gleiche Einstiegsfrage stellen: Wann und wo haben Sie sich zum allerersten Mal ehrenamtlich engagiert? Wie kamen Sie dazu und was war die Motivation dahinter?
Mein allererstes ehrenamtliches Engagement war im Rahmen der Sternsinger, als wir als Kinder/Jugendliche den Segen an den Haustüren verteilten. Das machten damals die Firmlinge, das war so und so lief man mit. Viel bewusster habe ich mich später für den Zivildienst entschieden, was ich als eine Art Ehrenamt bezeichnen würde. Ich war im mobilen sozialen Hilfsdienst eingesetzt, was mir die Augen öffnete. Ich hatte mir nicht vorstellen können, wie häufig Pflegebetten hinter unseren schönen Hausfassaden aller Orten stehen. Heute bin ich mehr Spender als Ehrenamtler und doch kommt es zu tatkräftiger Unterstützung beispielsweise als Wanderwege-Pate oder beim Bäume pflanzen in unserem schönen Siebengebirge.
Was hat Sie zur Deutschen Stiftung Denkmalschutz gebracht? Wie lange sind Sie schon dort? Wie ist Ihr Werdegang?
Ich bin ursprünglich Kind der Hotellerie, habe im Steigenberger Mutterhaus in Frankfurt/Main gelernt und auf diese Weise der „alten Schule“ hinsichtlich Service-Orientierung, Sensibilität im Umgang mit Menschen unterschiedlichster Charaktere, Lösungsorientierung sowie die Haltung „ein NEIN gibt es nicht“ gelernt. Es folgten viele Jahre im Veranstaltungsmanagement sowie im Vertrieb, Führungsaufgaben kamen hinzu, Budgetverantwortung, die Kunden wurden größer. Was in dieser Welt der Konsumgüter zählte, war allein die Absatzsteigerung. Das führte zu einer hohen Mitarbeiter-Fluktuation. Ich wurde beruflich von Jahr zu Jahr unzufriedener.
Mein größter Lebenswunsch war es immer eine intakte Familie und Kinder zu haben. Die Jungs wurden groß und fragten eines Tages am Frühstückstisch: „Papa, was ist eigentlich Deine Arbeit?“ Die Frage und die Antwort waren für mein weiteres Leben prägend. Es war der Anstoß zur Veränderung. Ich suchte nach Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit in meinem beruflichen Tun, entdeckte den gemeinnützigen Sektor als Arbeitsgebiet und schaute mich aktiv um. Eine ehemalige Kollegin stieß mich dann auf eine Ausschreibung, die fast maßgeschneidert schien.
Mit viel Demut stieg ich auf der heutigen Position ein und übernahm die Verantwortung für eine sehr erfahrene und schlagkräftige Abteilung, die mich samt Vorstand trotz (oder vielleicht gerade wegen?) meinem Quer-Einstieg sehr offen und positiv empfing. Für dieses Vertrauen bin ich bis heute sehr dankbar.
Welche Themen haben Sie und Ihr Team bislang in 2025 beschäftigt und was kommt in diesen turbulenten Zeiten als nächstes auf Sie/Euch zu, auch hinsichtlich des Förderer-Services?
Die DSD feiert in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag. Am 17.4. haben wir gebührend in Berlin gefeiert, da gab es allerhand vorzubereiten. Unabhängig davon bietet unser Thema Denkmalschutz auch unseren Spenderinnen und Spendern gerade in politisch und wirtschaftlich turbulenten Zeiten Halt und Zuversicht. Denkmale haben schon manche Krise durchlebt und sind ein Zeugnis für Stabilität. Und unsere Werte als private, gemeinnützige Organisation bleiben bestehen. Wir sind eine politisch unabhängige Stiftung, die durch ihre Spenderinnen und Spender einen wertvollen Mehrwert für die Kulturlandschaft in Deutschland bietet und Zuversicht verbreitet.
Dies gelingt uns am besten indem wir Möglichkeiten zur persönlichen Begegnung schaffen.
Und ganz nebenbei werden auch wir als Organisation immer digitaler, das schafft diverse Herausforderungen im Change-Management bei gleichbleibenden, hohen qualitativen Ansprüchen im Förderer-Service.
Wie wichtig sind für Sie Kooperationen und Netzwerke?
Für mich persönlich bieten Netzwerke in erster Linie sehr gute Indikatoren, um sich selbst, seine Arbeit und die Arbeit der eigenen Organisation zu reflektieren. Der Blick auf Herangehensweisen anderer Organisationen kann hochspannend sein. Trotz unserem bereits sehr vielfältigen Angebot für finanzielle Unterstützung führt das dann immer mal wieder zu einzelnen Tests, um zu schauen, was vielleicht zusätzlich für unsere Klientel geeignet sein könnte. Wenngleich jede und jeder natürlich andere Voraussetzungen und Ziele mitbringt, die nie 1:1 auf die eigene Organisation übertragbar sind. Hinzu kommt der aktive Austausch zu grundlegenden Themen wie Personalführung, Fundraising-Instrumenten und Erfahrungen, Empfehlungen.
Vor welchen Herausforderungen steht der Deutsche Denkmalschutz aktuell?
Denkmalschutz hat in Deutschland leider bislang ein schlechtes Image. Er gilt vielfach als sperrig, rückwärtsgewandt, kompliziert und teuer. Leider finden die Diskussionen häufig nur sehr verkürzt statt, medial in den Nachrichten oder in Social Media.
Unsere Stiftung vergibt in Abstimmung mit ihren Gremien Fördermittel aber auch fachlichen Rat an Denkmaleigentümer, um damit Werte zu erhalten und eine gute Denkmalpflege zu ermöglichen. Zudem vermitteln wir mit großem Engagement auf allen Kanälen ein Bewusstsein für den großen Nutzen von Denkmalschutz und Denkmalpflege. Denn gesellschaftlich und leider auch politisch fehlt uns bislang eine angemessene Wertschätzung für unser baukulturelles Erbe, dem Werk unserer Vorfahren, welches uns anvertraut wurde. Es sieht ganz oft nicht nur sehr schmuck aus, sondern ist zudem ein riesiger Wissensspeicher, mahnender Zeigefinger und Werte-Vermittler.
Was kann Deutschland in Sachen Förderer-Management zurzeit lernen?
Fundraising geschieht zwischen Menschen. Menschen geben, ohne dafür eine Gegenleistung zu bekommen. Dazu muss ich den Menschen das Spenden so einfach wie möglich machen, nachdem ich sie mit meinem Bedarf angepiekt habe.
Insgesamt ist die Anzahl der aktiven Förderer da draußen sinkend, auch bei uns. Darin besteht unsere HauptHerausforderung der nächsten Jahre.
Wir sind zugleich in der glücklichen Situation, dass es uns bis heute gelingt, erfreuliche Spendenerträge zu generieren. Unsere Bindungsarbeit greift und unsere Förderer vertrauen uns und unserem Thema. Es ist keine Seltenheit, dass uns Menschen seit über 10 Jahren regelmäßig oder unregelmäßig unterstützen. Das hat zu tun mit schnellem DANK, Verbindlichkeit, Zugewandtheit und einer guten und transparenten Wirkungsmessung.
Übrigens: Persönlich heißt für mich nicht, dass ich mit KI meine Handschrift imitiere. Persönlich heißt für mich zuhören, gemeinsam gestalten und begleiten. Das funktioniert nur im Team mit viel gemeinsamer Lösungsfinder-Mentalität.
Und zum Schluss: Drei Fragen & Antworten
Welches Buch haben Sie bzgl. Ehrenamt oder Engagement gelesen, das Sie nachhaltig beeindruckt hat?
Die ,Branchen-Bibel´, das Handbuch Fundraising liegt immer in Griffweite und noch besser als ein Buch ist der Austausch mit vielen kreativen und umtriebigen KollegInnen der Branche.
Wenn Sie einen Wunsch für den gemeinnützigen Sektor frei hätten, welcher wäre das?
Den Ausbildungsberuf „Fundraiser m/w/d“. Ich glaube, junge Menschen würden uns die Türen einrennen.
Was möchten Sie unseren Leser*innen mit auf den Weg geben? Was ist Ihr Credo?
In der Weite des Meeres siehst Du die zurückgelegte Meile nicht. Aber sei gewiß, sie ist gesegelt.

Florian Klinkow
Leiter Förderer-Service
Deutsche Stiftung Denkmalschutz
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